Verdonschlucht - Frankreich

Türkisfarbene Verdonschlucht mit zahlreichen Booten.

Die Verdonschlucht, einer der größten Canyons Europas, auch bekannt als Gorges du Verdon oder Grand Canyon du Verdon. Die Schlucht gehört zu den "Grand Site de France", einem Gütesiegel für Monumente allgemeiner Bekanntheit, welches sich um das Miteinander von Touristen und Einheimischen sorgt. Da der Canyon genau auf unserer Strecke lag, nutzten wir die Gelegenheit, um ein paar Tage am Stausee Lac de Sainte-Croix zu entspannen und die Gorges du Verdon zu erkunden.

Die Straße schlängelte sich von Digne-les-Bains kommend durch blühende Lavendelfelder, dichte Wälder und spuckte uns nach einem kurzen aber kräftigen Regenschauer vor der Brücke Pont du Galetas aus. Diese führt direkt über die Verdonschlucht und gibt den ersten Blick auf die Felsformation an sich und den Stausee frei. Wir waren sprachlos, beim Anblick des Farbenspiels im Wasser, denn auch in Echt ist es strahlend türkis und schimmert atemberaubend in der Mittagssonne. Bevor wir aber den Canyon näher erkunden konnten, mussten wir noch nach einem geeigneten Campingplatz Ausschau halten. Da wir nicht lange suchen wollten, hielt wir ein paar hundert Meter nach der Brücke links an einer Anlage und zahlten auch direkt für 2 Tage.

Dieser Platz liegt am Hang eines Hügels und je höher wir fuhren, desto grandioser wurde die Aussicht auf den Lac de Sainte-Croix. Somit war die Wahl des geeigneten Stellplatzes bald getroffen und wir marschierten mit unseren Badeklamotten bewaffnet zum See. Dieser wurde ab dem Jahre 1973 aufgestaut und ist, nach dem Lac de Serre-Ponçon, der zweit größte Stausee Frankreichs. Durch die Erbauung eines Staudamms wurde das Dorf Les Salles-sur-Verdon überflutet, allerdings ein paar Hundert Meter entfernt wieder aufgebaut. Hier lagen wir also, am Ufer des erfrischend klaren Sees und wenn wir uns umdrehten, konnten wir sogar unseren alten VW-Bus zwischen den Bäumen am Hang des Berges ausmachen. Aufgrund des starken Regens, der unsere Fahrt zur Schlucht begleitete, war der Canyon allerdings aus Sicherheitsgründen für diesen Tag gesperrt. Überflutungen und Steinschläge sind im engen Felsmassiv bei schlechtem Wetter keine Seltenheit!

Frau genießt den Ausblick auf den Lac de Serre-Ponçon.

Wir ließen den Abend entspannt bei einem Glas Wein ausklingen. Der Titel unserer Reise war übrigens "Ohne Korkenzieher durch Frankreich", denn den hatten wir zu Hause liegen lassen. So mussten wir bereits an den letzten Stationen unseres Trips benachbarte Camper um ihre Ausrüstung bitten. Der Fusel war gut und süffig! Wir machten uns zeitig auf ins Bett, denn wir wollten am nächsten Morgen als eine der ersten die Verdonschlucht mit einem Boot durchfahren. Hierzu mieteten wir am Strand Plage du Galetas bei Aiguines ein Kanu für 17 € je Stunde, streiften die Schwimmwesten über und verstauten unsere Habseligkeiten in einer Tonne. Und los ging es. Vereinzelt näherten sich ein paar Tretboote, doch im Großen und Ganzen hatten wir die Schlucht für uns alleine.

Als wir unter der Brücke hindurchfuhren, befanden wir uns direkt am Anfang des Canyons. Diese 21 Kilometer lange und teilweise bis zu 700 Meter tiefe Schlucht hat sich über Jahrtausende in das Kalksteinmassiv geschliffen. Wir trieben langsam vorwärts und genossen die Stille und die Natur, die uns inmitten des Felsmassivs umgab. In einer kleinen Nussschale, umgeben von türkisem Wasser und riesigen Steilwänden, über uns der blaue Himmel. Nach circa 45 Minuten stetigen Paddelns erreichten wir das Ende, ab hier ist die Schlucht durch eine Absperrung gesperrt. Wir holten tief Luft, sprangen in den erfrischenden Fluss, ließen uns von der Strömung treiben und genossen die schroffe Felslandschaft, die an uns vorbeizog, es war atemberaubend!

Strahlend türkisfarbenes Wasser in der Verdonschlucht mit den steilen Klippen im Hintergrund.

Nach 1,5 Stunden kamen wir zurück zur Mündung des Stausees, die auch gleichzeitig das Ende des Grand Canyon du Verdon darstellt. Anders als zu Beginn tummelten sich hier schon zahlreiche Touristen in Tretbooten und Kanus. Das bestätigte uns einmal mehr, das sich das frühe Aufstehen beim Reisen lohnt! Und da wir noch eine halbe Stunde hatten, entspannten wir in der Mitte des Sees und ließen die lebendige Landschaft auf uns wirken. Nach insgesamt zwei Stunden brachten wir unser Kanu zurück, hatten aber auch ausreichend Pausen eingelegt, um uns im Wasser abzukühlen, Bilder zu knipsen und die Umgebung zu genießen.

Wer Zeit und Muße hat, kann die Verdonschlucht auch hervorragend bei Wanderungen und spektakulären Kletterrouten entdecken. Wir beließen es bei unserer Kanutour, werden aber in naher Zukunft definitiv noch einmal einen Abstecher zum Canyon wagen, doch jetzt rief das Meer und der Nationalpark Calanques nach uns!




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