Capo Testa und das Hippiedorf Valle della Luna

Eine Frau steigt über große Felsen hinab ans Meer.

Das Capo Testa an der Nordspitze von Sardinien lässt sich in einem einzigen Satz beschreiben. Eine Küste mit bizarr geformten Felsen, ab und an durchbrochen von kleinen Buchten, dessen Wasser in allen erdenklichen Blautönen schimmert. Klingt fantastisch? Das ist es auch, doch ein Geheimtipp ist das Kap schon lange nicht mehr. Wir verraten dir jedoch einen kleinen Trick, um den Menschenmassen zu entgehen!

CAPO TESTA

Eine Bucht mit türkisen Wasser am Capo Testa in Sardinien.

Der einzige Weg zum Kap führt über die kleine Stadt Santa Teresa, die im Hochsommer aus allen Nähten platzt. Denn der Norden von Sardinien wird immer beliebter, die Nähe zu Korsika und auch zu La Maddalena spielen hierbei eine große Rolle. Doch das Angebot an Stränden ist sehr begrenzt, so wird Capo Testa in den Sommermonaten regelrecht überrannt. Davon merkt man zum Glück im Oktober nicht mehr viel. Lediglich die Parkplätze entlang der schmalen Straße liefern einen Hinweis auf die hohen Besucherzahlen im Sommer. Wir parken unseren Wagen ganz am Ende in Sichtweite zum Leuchtturm Faro di Capo Testa. Vergiss nicht, in der Hauptsaison ein Parkticket zu ziehen, sonst kann es schnell teuer werden!

Ein Mann blickt auf die felsige Küste am Capo Testa.
Bizarr geformte Felsen am Capo Testa untertags.
Ein Mann blickt in die Kamera, im Hintergrund die Felsen des Capo Testa.
Eine Frau steht in der Nähe von bizarr geformten Felsen am Capo Testa.

Als wir die Straße überqueren und hinab auf die Bucht Cala Spinosa blicken, können wir unseren Augen kaum trauen. Das Meer schimmert uns in einem einzigartigen Mix aus blau und türkis entgegen, kleine Fische tummeln sich im Wasser und kein Mensch weit und breit. Gut, das könnte auch daran liegen, dass es erst 9 Uhr am Morgen ist und die dicken, grauen Wolken am Himmel nichts Gutes erahnen lassen. Doch trotzdem machen wir uns auf den Weg in Richtung Eingang. Wir marschieren durch das kleine Tor, werfen einen kurzen Blick auf die Übersichtskarte und folgen einem kleinen Trampelpfad entlang der Felsküste. Nach wenigen Hundert Metern erreichen wir das Ende des Kaps und staunen nicht schlecht über die skurrilen Skulpturen. Zum Teil liegen riesige, runde Felsen vor uns, bei anderen wiederum lassen sich bizarre Formen erahnen, zum Beispiel ein Vogelkopf. So schlendern wir durch die einzigartige Landschaft und werfen ab und an einen Blick auf den nahen Leuchtturm, der allerdings mit einem hohen Zaun abgesperrt ist. Schließlich erreichen wir die kleinen Ruinen des Turms Belvedere Nuraghe, die hoch auf einen Felsen thronen.

Ein Mann klettert über große Felsen am Capo Testa.
Bizarr geformte Felsen am Capo Testa.
Der Leuchtturm am Capo Testa untertags.

Der weitere Weg würde zum Strand Cala Francese führen, doch leider ist das Wetter nicht auf unserer Seite. Dicke Regentropfen prasseln vom Himmel und wir machen uns zügig auf den Rückweg. Die umliegenden Strände am Capo Testa sind genau genommen kleine Buchten, die mit 20 Personen mehr als voll sind. Daher ist es ratsam, entweder möglichst früh das Kap und die Strände zu besuchen oder zu den frühen Abendstunden. Die meisten Besucher machen allerdings nur kurz Halt, schießen zwei Fotos und verschwinden dann wieder.

VALLE DELLA LUNA

Eine Lagerfeuerstelle in einen Hippiedorf am Capo Testa.

Doch wir lassen uns vom Regen nicht beirren und nutzen eine kurze Regenpause, um dem bekannten Hippiedorf im Valle della Luna einen Besuch abzustatten. Dazu folgen wir der Straße zu Fuß wieder in Richtung Santa Teresa und biegen in einer Rechtskurve in einen breiten Schotterweg ein. Dieser führt zuerst ein kurzes Stück bergauf, bis er sich schließlich vorbei an Felsen und Macchia-Sträuchern hinab in das Tal des Mondes schlängelt. Der Ausblick ist schon einmal vielversprechend und wir sind erstaunt, als wir auf einen riesigen, scharfkantigen Stein aus Granit treffen. Die kleinen Bearbeitungsspuren sind die letzten Überbleibsel des antiken Steinbruchs, denn die Römer nutzten die kleine Bucht und das Tal, um das Gestein per Schiff abzutransportieren.

Der Ausblick auf das Meer im Valle della Luna untertags.
Eine Frau steht auf einen Felsen und blickt in die Ferne.

Doch Valle della Luna ist nicht nur interessant wegen seiner Landschaft und der kleinen Bucht, auch lebten hier über 50 Jahre Hippies und Aussteiger aus aller Welt in Höhlen und feierten rauschende Mondfeste. Doch seit 2023 ist laut unserem einheimischen Gastgeber Schluss damit, denn eigentlich handelt es sich hierbei um ein geschütztes Gebiet, in dem Wildcampen streng verboten ist. Dennoch treffen wir bei unserem Besuch vereinzelte Aussteiger, die sich trotzdem noch in ihrer Höhle aufhalten und vor Ort leben. Im Großen und Ganzen wirkt das Tal surreal, die Kulisse mit den steilen Felswänden, die Stille und die kleinen Behausungen verleihen dem Ort einen ganz besonderen, wenn auch etwas eigenartigen Charme.

Bizarr geformte Felsen im Valle della Luna auf Sardinien.

Langsam machen wir uns auf den Rückweg und erreichen nach insgesamt einer Stunde wieder unseren Bus. Wir sind uns sicher, dass uns das Kap noch einmal zu Gesicht bekommen wird, dann aber bei Sonnenschein. Bis dahin erkunden wir das Hinterland von Badesi, genauer gesagt die Schlucht des Riu Pisciaroni.

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